Der neue JHG Office Pavillon: Von der Vision zur Realisierung

Bild und Textverweise: Urheber © Marcin Grala – Atelier of Architecture

Im Mai 2017 haben wir unseren Büro-Neubau in der Ludwigshafener Str. 4, 68766 Hockenheim, bezogen.
Doch die Idee dazu entstand bereits 2014.

Deutschlands Gewerbegebiete sind nicht gerade dafür bekannt, Plätze der Baukultur zu sein. Es sind Orte mit wenig Aufenthaltsqualität, oft „Unorte“, die man schnell wieder verlässt. Gebiete mit wenigen Grünflächen und Gebäude oft mit geringer architektonischer Qualität, „Wüsten“ der Baukultur, in denen Arbeitsplätze ohne jegliche Gedanken an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Bedürfnisse erstellt werden.

Will man in einer Umgebung von Lagerflächen, LKW-Zufahrten, meterhohen Wänden und dergleichen mehr Arbeitsplätze mit hoher Qualität schaffen, an die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne kommen, stellt sich einem als Arbeitgeber die Frage, ob man das erreichen kann. … Ja, das kann man!

JHG Büro - Oase

Das Projekt „Office Pavillon JHG“ zeigt beispielhaft, wie eine ansprechende Lösung aussehen kann. Das Konzept sieht vor, sich von der „Wüste“ abzuwenden und ein introvertiertes Gebäude zu errichten. Im Inneren soll eine grüne „Oase“ als Ort der Ruhe und Entspannung entstehen.

Steht man vor dem Gebäude, sieht man eine geschlossene und eckige, verwinkelte Form, verstärkt durch die stachelige Fassadengestaltung, die wie ein Schutz vor der „rauen Wüste“ gedeutet werden könnte. Doch tritt man durch den sehr markanten und bewusst etwas beengten Eingang in das Gebäude, ist man gerade von der Offenheit und dem freien Blick ins Grüne überrascht!

Im Gegensatz zum äußeren Eindruck ist das Innere hell und transparent. Sämtliche Arbeitsplätze wurden um den Innenhof angeordnet. Um dieses Ziel, möglichst effizient und kompakt, zu erreichen, entstand das ungewöhnliche und einzigartige Gebäudeensemble. Das Innere wurde offen, mit Schiebewänden aus Glas zu den Arbeitsplätzen gestaltet. Dadurch sind immer Blickbeziehungen in den Garten möglich und dunkle Flure werden vermieden. Die Offenheit wird auch räumlich im 2-geschossigen Bereich fortgeführt und durch spannende Lufträume verstärkt.

JHG Büro - Text Bild 2

Sämtliche technischen Leitungen sind sichtbar und wurden sorgfältig positioniert. Zusammen mit den Materialien Beton, Sichtmauerwerk, Stahl sowie Glas entsteht ein industrieller Stil. Trotz der rauen Materialien kann man die Arbeitsumgebung als wohnlich bezeichnen, wozu die Materialvielfalt sicher ihren Teil beiträgt. Die Teppiche und weichen, runden Deckenabsorber in den Büros, als Gegenpol zu den harten Materialien, sorgen für eine angenehme und ruhige Akustik im ganzen Gebäude.

Die JHG handelt mit Stahl. Daher sollte das Material auch in die Fassade eingebunden werden. Das Projekt zeigt beispielhaft, wie mit wenigen, kostengünstigen Mitteln eine interessante Fassade gestaltet werden kann, die als Herausforderung der besonderen Gebäudeform gerecht wird.

Verschiedene Betrachtungswinkel erzeugen jeweils eine andere Wirkung und sollten damit räumlich und zeitabhängig zum Gestaltungsthema werden. Daraus entstand die Idee, mal den Cortenstahl, mal die Vorsatzschale optisch verschwinden zu lassen.

JHG Büro - Text Bild 1

Aus der gewählten Form der Stahl-Schwerter ergibt sich zudem ein spannendes Schattenspiel. Zu jeder Tages- und Jahreszeit (zeitabhängig) und je nach Betrachtungswinkel (räumlich) wirkt das Gebäude anders und ist einer ständigen Veränderung unterworfen.

Gemäß dem Gesamtkonzept des Baus war für die Außenanlagen schnell klar, dass um das Gebäude herum eher Kargheit dominieren sollte, mit wenigen Sträuchern und kleineren Bäumen. Im Zentrum hingegen entstand die beschriebene Oase mit viel Grün und einem zentralen, größeren Baum. Die keilförmige Grundstücksform warf die Frage auf, was im hinteren Bereich passieren sollte. Bewusst nichts! Hier wurde und wird die Natur ungestört sich selbst überlassen, eine unberührte „Wiese“, die auch von der Tierwelt bereits angenommen wurde. So beobachteten die Mitarbeiter schon das zweite Jahr in Folge, wie die in Westeuropa als hochgradig gefährdet geltende Haubenlerche ein ständiger Gast ist und sich hier ein Nest baute.